Passacaglia Mit Albert

Johann Heinrich Schmelzer (ca. 1620–1680)
aus: Sonatae unarum fidium; Nürnberg 1664
Sonata quarta

Maurizio Pisati (*1959)
Passacaglia mit Albert (ZONE-master-clock)
_Intermezzo I

Giovanni Antonio Pandolfi Mealli (17. Jhd.)
aus: Sonate cio é Baletti Sarabande, Correnti... ; Roma 1669
Passacaglio à 3 „Il Marquetta“
_Adagio
_Arietta
_Brando
_Replica l’Arietta

Maurizio Pisati
Passacaglia mit Albert
_Intermezzo II

Giovanni Antonio Pandolfi Mealli
aus: Sonate a Violino solo, per Chiesa e Camera, op. IV; Innsbruck 1660
_Sonata seconda „La Cesta“

Maurizio Pisati
Passacaglia mit Albert
_Intermezzo III

Girolamo Frescobaldi (1583–1643)
aus: Toccate d’intabolatura di cimbalo et organo..., Libro primo, Roma 1637
_Cento Partite sopra Passacagli

Maurizio Pisati
Passacaglia mit Albert
_Intermezzo IV

Antonio Bertali (1605 – 1669)
Ciaccona

Maurizio Pisati
Passacaglia mit Albert
_ZONE-master-clock

Ausführende

THEATRE OF THE EARS
Blockflöte, Truhenorgel, Cembalo, Theorbe, Guitarra battente, Barockharfe, Cimbalon, Paetzoldflöten, Live Elektronik, Sampled voice und Perkussion

Programmbeschreibung

Aus wohl kaum einer anderen Form entzündete sich der schöpferische Elan des
17. Jahrhunderts so sehr wie aus der so beliebten wie flüchtigen Kunst der Variation oder der Improvisation über ein ostinates Bassmodell. Monoton anmutende Basslinien bildeten die Basis einer „Harmonia mundi“ an musikalischen Einfällen. Eines der beliebtesten Modelle war dabei die Passacaglia, was so viel bedeutet wie „auf der Strasse umhergehen“. Exemplarisch begegnet man dieser Art von musikalischem Sightseeing in den Sonaten von Johann Heinrich Schmelzer und Giovanni Antonio Pandolfi Mealli. Man bewegt sich in ihnen zwischen dem Minimalismus virtuoser Patterns und den unberechenbaren Möglichkeiten des Stylus phantasticus‘. Dieser umfasst gleich einem Kuriosenkabinett und einer undefinierbaren Quelle der Phantasie alle abstrakten, ungeformten Musikstile, die eher dem menschlichen Unterbewusstsein, der „Animas“, als seinem Verstand, dem „Animus“ entspringen.

Diese „historische“ Betrachtung der Passacaglia wird durch ein eigens für dieses Programm komponiertes Werk fünfmal unterbrochen und zu einem Ende geführt: Die „Passacaglia Mit Albert (Zone-master-clock)“ des italienischen Komponisten Maurizio Pisati.
Die Keimzelle der „Passacaglia Mit Albert“ wird aus Elementen von Pisatis „ShiKasHi“ gebildet. „Shikashi“ (japanische Bedeutung für „aber“) wird als Phonem, welches durch das ganze Werk manchmal als reales Wort, manchmal als Form, als Andeutung oder als Struktur verstreut ist, wie ein reisender Organismus zwischen Schlägeln, Flöten, Holz und Haut, Händen mit höchster Virtuosität verwendet.
Die Geschichte der „Passacaglia Mit Albert“ beginnt vor Albert Einsteins Wohnhaus in der Berner Kramgasse und führt zur Zytglogge. Fast jeden Tag legte Albert Einstein im Jahr 1905 diese Strecke auf seinem Weg in das Patentamt zurück. Durch den Blick auf den Zytgloggeturm, den Brennpunkt dieser musikalischen Reise, wurden seine Gedankenexperimente zur Synchronisation und zur Gleichzeitigkeit von Ereignissen angeregt. Wenn man eine Passacaglia als einen musikalischen Prozess definieren kann, der Klangobjekte oder auch Phoneme zyklisch wiedergibt, entsteht dadurch ein vergleichbarer Weg, auf dem der Wissenschaftler gleichzeitig mit Zweifeln, Lösungen, Hypothesen und Ideen konfrontiert war. Dieser Prozess wird durch eine Reihe von fünf Lautsprechern mitten durch das Publikum und mit Hilfe eines elektroakustischen und eines realen Doppler-effektes in den Konzertraum projiziert.